wandern

Wandern in der Schweiz im Sommer

Durch den hohen Alpenanteil und die große Zahl alpiner Regionen war das Zu-Fuß-Gehen in der Schweiz von alters her die primäre Fortbewegungsart – zu viele schmale Wege und Steige, zu viele Gebirgspfade und Pässe machten Fuhrwerken von jeher schwer zu schaffen. Die Alternative war das Tragen auf dem Rücken. Mit dem Aufkommen des Bergwanderns als Breitensport in den 20er Jahren wurden die von den Bauern und Handwerkern begangenen Wege zunehmend von Touristen entdeckt, die die landschaftliche Schönheit der bergigen Schweiz lockte. Sie waren bei den freundlichen, aufgeschlossenen Schweizern gern gesehene Gäste, die aus allen Ländern der Erde kamen, und viel Neues und Interessantes mitbrachten – und wie die eigenen Leute auch mit ihrem Gepäck zu Fuß gingen, das erweckte Sympathie. Daran, und an der aufgeschlossenen Art der Schweizer hat sich bis heute nichts geändert, und mittlerweile durchziehen mehr als 60.000 km Wanderwege das kleine Alpenland. Der fast schon sprichwörtliche Perfektionismus der Schweizer führt dazu, dass alle einheitlich signiert und gekennzeichnet sind – Routen zu finden ist für den Wanderer also nie schwer, er kann sich auf jedem Stück des Wegs von eindeutigen Markierungen leiten lassen.

Die Via Alpina

Die wohl berühmteste Schweizer Wanderstrecke ist die Via Alpina, die bereits im liechtensteinischen Gaflei beginnt, und bis nach Montreux führt. Vierzehn Alpenpässe werden während der km langen Tour überquert, in vielen Etappen geht es über Wege, die zum Teil die uralten Transportwege der einheimischen Bevölkerung waren. Etwas Kondition ist für den Wanderer auf dieser Strecke schon erforderlich, technisch ist sie aber höchstens mittelschwer. Dennoch sind im ersten Teil der insgesamt 19 Etappen, die zusammen rund 370 km Länge ergeben, fast 24.000 Höhenmeter zu überwinden, in der zweiten Hälfte rund ebenso viele. Mit Steigungen und Gefällen sollte man als Wanderer also nicht unbedingt auf Kriegsfuß stehen, wenn man die Via Alpina in etwas weniger als einem Monat bewältigen will. Lohnend ist dafür das landschaftliche Panorama, die vierzehn Pässe die auf dem Weg durch insgesamt sechs Kantone überquert werden müssen gelten als die schönsten der ganzen Alpen.

wandern mit rucksack

Die Via Jacobi

Auf geschichtsträchtigen Spuren wandelt man auf der Via Jacobi, die ein Teil des traditionellen Pilgerwegs durch die Schweiz ist. Auf dem Teilstück des ursprünglichen Jakobsweges, auf dem Pilger bis nach Santiago de Compostela wanderten, begegnet man allenthalben Zeugnissen längst vergangener Zeiten – Kirchen, Klöstern aber auch viel anderes Geschichtsträchtiges liegt direkt auf dem Weg. Auf den 35 Etappen von Rohrschach über den Brüningpass nach Interlaken und weiter zum Genfer See bis nach Fribourg und am Ende nach St. Meinrad kann man ein wenig ermessen, welche Strecken die früheren Pilger zurücklegten, mit einem Minimum an Kleidung, Essen und Geld. 753 Kilometer ist die gesamte Strecke durch die Schweiz lang, und die meisten werden wohl lediglich Teilstücke davon zurücklegen können oder wollen. Während der ersten zwanzig Etappen überwindet man durchschnittlich 1.000 Höhenmeter pro Tag, der danach folgende Teil ist allerdings erheblich flacher.

Der Jura Höhenweg

Nicht durch die gesamte Schweiz, sondern lediglich durch einen Teil des Schweizer Mittellandes zieht sich der Jura-Höhenweg, der von Zürich nach Genf geht, in einem großzügigen, 310 Kilometer langen Bogen. Auf der Strecke, die in 15 Etappen zurückgelegt wird, lässt sich bei gemütlichem Wandern das traumhafte Panorama genießen, die Ruhe und Beschaulichkeit abseits vom Massentourismus. Diese Wanderroute ist auch für Familien geeignet, auch wenn auf der ganzen Streckenlänge rund 14.000 Höhenmeter an Steigungen und Gefällen zu überwinden sind, artet die Strecke an keinem einzelnen Abschnitt in sportliche Extremleistungen aus. Man begegnet auf dem Jura-Höhenweg auch den meisten Naturschauspielen von allen Schweizer Weitwegen, von Grotten und vollkommen stillstehenden Alpenseen bis hin zu eindrucksvollen Weiden, die die Landschaft bestimmen und Wäldern, die so dunkel und geheimnisvoll daliegen wie sonst nur in Märchen. Der Jura Höhenweg ist auf seiner ganzen Länge ein Erlebnis fortgesetzter Erlebnisse. Auch Kindern wird auf dieser Strecke keine Minute langweilig.

Regionale Strecken

Neben den auf vielen hundert Kilometern durch einen großen Teil des Landes führenden Routen, stehen auch viele regionale Strecken zur Verfügung auf denen gewandert werden kann. Themenwanderwege wechseln sich dabei ab mit Kulturrouten – auch Kulinarisches und Weinverkostung kommen nicht zu kurz.

Ausrüstung und Wanderhinweise

Eine für das Wandern zweckmäßige Ausrüstung sollte selbstverständlich sein, insbesondere ist das bei langen Touren auch eine entsprechend hochwertige Trekkingausrüstung, ein guter Rucksack und vor allem festes Schuhwerk, das dem zu erwartenden Terrain möglichst auch gut angepasst sein sollte. Ausreichend Wasservorräte sollten mitgeführt werden, und speziell in einer Gegend wo es bewirtschaftete Almen oder Kuhweiden gibt, sollte man möglichst nicht aus Quellen trinken, auch wenn ihr kristallklares und kaltes Wasser oft verlockend ist – sie könnten dennoch mit tierischen Fäkalien verunreinigt sein, und eine schwere Durchfallerkrankung ist dann oft die unangenehme Folge und bedeutet dann meist das Ende des Wandervergnügens. Ansonsten aber ist die Schweiz eines der traumhaftesten Wanderländer in ganz Europa.